SSV Ulm 1846 – TSF Ditzingen / 21.09.1996
SSV Ulm 1846 – TSF Ditzingen 2:1 (2:1)
Samstag, 21.09.1996, 15:00 Uhr
Regionalliga Süd 1996/1997, 7. Spieltag
Donaustadion, Stadionstraße 5, 89073 Ulm
Gekürzter Etat sorgt für Zugvogelmentalität
Die TSF Ditzingen stehen in der der Regionalliga allein auf weiter Flur, was den Saisonetat betrifft. Als einziger Verein der dritthöchsten Spielklasse im Süden haben die Schwaben finanziell aufgrund der Beiträge zur Berufsgenossenschaft abgespeckt. Mit dem gegenüber der Konkurrenz mit 800 000 Mark geradezu etwas ärmlich bestückten Geldbeutel muß der Club wesentlich kleinere Brötchen backen.
Dabei wäre die Mannschaft durchaus zu Höherem berufen gewesen, wenn der Stamm hätte gehalten werden können. Doch dem war nicht so. Es herrschte eine Zugvogelmentalität bei den Akteuren. Wobei die Späher aus dem Profilager ihr übriges zu dem Aderlaß im Kader beigetragen haben. Mit Andreas Broß (1. FC Kaiserslautern), Markus Lösch (Stuttgarter Kickers) und Marijo Maric (VfB Stuttgart) folgten drei Spieler dem Lockruf an die großen Fleischtöpfe.
Wobei der SSV Ulm 1846 über diesen Schritt von vor allem Maric nicht sonderlich traurig ist. Das Nachwuchstalent schoß in der vergangenen Saison die „Spatzen“ mit drei Treffern nach seiner Einwechslung beim Ditzinger 3:0-Sieg im Alleingang ab. Außer diesem Trio begaben sich mit Marcus Sorg (VfR Mannheim), Guido Streichsbier (Karlsruher SC Amateure) und Torwart Andreas Kronenberg, der sich momentan beim Bundesligisten Hamburger SV im Training fit hält, auf Wanderschaft. „Wir haben zahlreiche Säulen der Mannschaft abgeben müssen“, beklagt Marcel Dussling, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Ditzinger.
Nachdem der Saisonstart alles andere als verheißungsvoll verlief, wurde Routinier Uwe Schöler, der eigentlich seine Kickschuhe an den gehängt hatte, Anfang September wieder reaktiviert. Er sorgte in den hinteren Regionen wieder für einige Ordnung, nachdem zuvor meist Tag der offenen Tür in der Abwehr gang und gäbe war. Allerdings hatte sich Trainer Michael Feichtenbeiner auch ständig mit einer langen Verletztenliste herumzuschlagen. Definitiv werden sich im Donaustadion die Verteidiger Stefan Beutelspacher (Jochbeinbruch), Marco Santelli (verschobenes Becken) und Martin Thalmann (Adduktorenprobleme) mit der Zuschauerrolle begnügen müssen.
Auch der eigentlich vor der Saison zur Nummer eins bestimmte Schlußmann Marc-Nikolai (Sehnenriß im Ellenbogen) dürfte erst in drei Wochen wieder einsatzbereit sein. Sein Vertreter Marc Auracher, der sonst in der Ditzinger Landesliga-Truppe zwischen den Pfosten gestanden ist, hat sich aber bislang bravourös aus der Affäre gezogen. Zudem lag die Freigabe des nigerianischen U 23-Nationalspielers Abdul-Akeem Ogunlade erst vor drei Wochen vor. Der nigerianische Verband hatte sich mächtig mit dem für Ditzingen wichtigen Schriftstück Zeit gelassen. „Ogunlade ist auf dem besten Weg, Publikumsliebling in Ditzingen zu werden“, jubiliert Dussling. In die Spielmacherrolle ist mittlerweile Neuzugang Armin Scheiffele vom Klassenkonkurrenten Ludwigsburg geschlüpft. Er hat die Lücke, die Broß und Streichsbier hinterlassen haben, einigermaßen stopfen können. Er ist als Leitwolf der Mannschaft längst akzeptiert. Voll eingeschlagen hat auch der Oberligatorschützenkönig der letzten Saison Alexander Blessin (SV Bonlanden). Der Torjäger, der für Bonlanden im Pokalfinale des Württembergischen Fußballverbandes das goldene Tor zum 1:0-Erfolg über den Verbandsligavizemeister Spvgg. Au erzielt hatte, traf in sechs Spielen viermal ins Schwarze. Auf junge hungrige Akteure wie Blessin oder den Joker Mark Römer (TSVW Esslingen), immerhin Verbandsligatorschützenkönig von Württemberg, wird nun gebaut. Da ist es nur zu verständlich, daß die Truppe in den bisherigen Partien meist Lehrgeld zahlen mußte. „Den Spielern fehlt es an der Erfahrung“, bemerkt Dussling. „Man kann keine Wunderdinge erwarten. Wir haben quasi bei Null wieder anfangen müssen.“
Trotzdem wird ein einstelliger Tabellenplatz außerhalb der Gefahrenzone angestrebt. „Wir benötigen mit unserer Mannschaft noch fünf Spiele, bis wir richtig ins Rollen kommen“, vermutet Dussling, der sich in Ulm mit einer Punkteteilung zufriedengeben würde. „Die Ulmer sind einer der Titelfavoriten. Die Rahmenbedingungen sind dort doch ganz anders“, jammert Dussling.
Allerdings ist Ditzingen gerade dabei, auch in dieser Hinsicht etwas in Bewegung zu setzen. Der Stadt wurden bereits Pläne für einen Umbau des Stadions vorgelegt. Statt 4000 Fans sollen dann 7500 Zuschauer in die Arena strömen können. Eine überdachte Sitztribüne sowie ein moderneres Pressezentrum sollen eingerichtet werden. Allerdings ist die Finanzierung dieses Großprojektes noch völlig unklar. „Vielleicht tut sich ja bereits etwas bis zum Saisonstart der Runde 1997/98“, hofft Dussling, der davon ausgeht, daß den Ditzingern eine ähnliche Blamage wie bei der 0:6-Schlappe im WFV-Pokalfinale 1994 in Ulm erspart bleibt.
Bericht aus Stadionzeitung „SSV Kurier“, Ausgabe VI, Saison 1996/97, Seite 6 + 7 „Unser Gegner“
Aufstellung TSF Ditzingen:
Startelf Ø-Alter: 24,9
Torwart: | Marc Auracher |
Abwehr: | Ralf-Markus Hirsch, Carsten Maginot, Jochen Ruta, Jürgen Wagner |
Mittelfeld: | Tobias Büttner, David Montero, Armin Scheiffele, Uwe Schöler |
Sturm: | Alexander Blessin, Hans-Jörg Honold |
Ersatzbank TSF Ditzingen:
Abdul-Akeem, Frank Luncz, Mark Römer
Trainer: Michael Feichtenbeiner
Wechsel TSF Ditzingen:
Abdul-Akeem Ogunlade für Carsten Maginot (15.)
Frank Luncz für Alexander Blessin (72.)
Mark Römer für Jürgen Wagner (72.)
Aufstellung SSV Ulm 1846:
Startelf Ø-Alter: 25,9
Torwart: | Philipp Laux |
Abwehr: | Dieter Märkle, Frank Ockert, Petr Skarabela |
Mittelfeld: | Matthias Fritz, Oliver Otto, Daniel Schmid |
Sturm: | Klaus Perfetto, Sascha Rösler, Dragan Trkulja, Marcus Ziegler |
Ersatzbank SSV Ulm 1846:
Dirk Hauri, Thomas Tuchel, Tamás Bódog
Trainer: Martin Gröh
Wechsel SSV Ulm 1846:
Dirk Hauri für Sascha Rösler (27.)
Thomas Tuchel für Oliver Otto (62.)
Tamás Bódog für Matthias Fritz (90.)
Tore:
0:1 Alexander Blessin (29.)
1:1 Dragan Trkulja (37.)
2:1 Marcus Ziegler (40.)
Karten:
Gelb (TSF Ditzingen):
Tobias Büttner, David Montero, Marc Auracher
Gelb-Rot (TSF Ditzingen):
Hans-Jörg Honold (64.)
Gelb (SSV Ulm 1846):
Oliver Otto
Zuschauer: 1.115
Schiedsrichter: Peter Lange
Stadionzeitung SSV Kurier Seite 1:
Tabelle
Regionalliga Süd 1996/1997, 7. Spieltag:
Verein | G | U | V | Tore | +/- | Pkt. | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1.FC Nürnberg | 7 | 6 | 1 | 0 | 17:2 | 15 | 19 |
2 | Greuther Fürth | 7 | 6 | 0 | 1 | 19:5 | 14 | 18 |
3 | SSV Ulm 1846 | 7 | 6 | 0 | 1 | 17:3 | 14 | 18 |
4 | SC Weismain | 7 | 4 | 2 | 1 | 17:9 | 8 | 14 |
5 | SSV Reutlingen | 7 | 4 | 2 | 1 | 13:9 | 4 | 14 |
6 | VfR Mannheim | 7 | 4 | 1 | 2 | 14:5 | 9 | 13 |
7 | Borussia Fulda | 7 | 3 | 3 | 1 | 12:4 | 8 | 12 |
8 | Bayern München II | 7 | 3 | 1 | 3 | 10:10 | 0 | 10 |
9 | SpVgg 07 Ludwigsburg | 7 | 3 | 0 | 4 | 10:11 | -1 | 9 |
10 | SV Wacker Burghausen | 7 | 2 | 3 | 2 | 4:8 | -4 | 9 |
11 | Quelle Fürth | 7 | 3 | 0 | 4 | 8:16 | -8 | 9 |
12 | FC Augsburg | 7 | 1 | 4 | 2 | 6:5 | 1 | 7 |
13 | Karlsruher SC II | 7 | 2 | 1 | 4 | 7:15 | -8 | 7 |
14 | SC Neukirchen | 7 | 2 | 0 | 5 | 6:18 | -12 | 6 |
15 | TSF Ditzingen | 7 | 1 | 1 | 5 | 10:19 | -9 | 4 |
16 | KSV Hessen Kassel | 7 | 1 | 1 | 5 | 5:14 | -9 | 4 |
17 | SV Darmstadt 98 | 7 | 1 | 0 | 6 | 10:19 | -9 | 3 |
18 | SG Egelsbach | 7 | 1 | 0 | 6 | 6:19 | -13 | 3 |