TSF Ditzingen – FC Hansa Rostock / 24.08.1993 (DFB-Pokal)
TSF Ditzingen – FC Hansa Rostock 0:2 (0:0)
Dienstag, 24.08.1993, 17:45 Uhr,
DFB-Pokal 2. Runde,
Stadion an der Lehmgrube, Rasenplatz, 71254 Ditzingen
Worte vor dem Spiel, Trainer Michael Feichtenbeiner:
Liebe Zuschauerinnen,
liebe Zuschauer
Ich begrüße Sie herzlichst zu unserem DFB-Pokalspiel.
Doch was heißt schon unserem!
Eigentlich ist es ja der Lohn einer tollen Pokalrunde der letzten Saison, und damit der Verdienst meines Vorgängers Herbet Dienelt.
Vielleicht ist er ja heute beim Spiel gegen Hansa Rostock anwesend?
Pokalspiele zwischen Amateuren und Profis haben immer einen speziellen Charakter. Wir versuchen, das Unmöglche wahrzumachen und unser Gegner wird versuchen, schnell seine größere Routine auszuspielen. Für mich persönlich hat bei aller Freude über dieses Spiel in den nächsten Wochen die Meisterschaft mit den vielen schweren Aufgaben absoluten Vorrang.
Dennoch versuche ich die Mannschaft für einige Tage, weg von unserem großen Ziel, auf dieses spezielle Spiel vorzubereiten. Vielleicht ist ja eine Sensation möglch?
Es wäre ja zu schön, wenn ich auch noch zu meinem DFB-Pokalspiel in Ditzingen kommen würde.
Also feuern Sie die Jungs an, damit sie möglichst rasch jegliche Hemmungen und Nervositäten ablegen und gegen Hansa Rostock einen guten Gegner abgeben.
Ihr Michael Feichtenbeiner
Worte vor dem Spiel, Abteilungsleiter Eberhard Ruf:
Liebe Zuschauer, liebe TSF Fangemeinde,
zum größten Ereignis in der Ditzinger Fußballgeschichte heiße ich Sie heute Abend auf der Lehmgrube herzlich willkommen. Mein besonderer Gruß gilt dabei unseren Gästen aus Rostock, der Mannschaft, den Begleitern und allen Fans, die die lange Reise von der Ostsee ins Schwabenland angetreten haben. Ebenso begrüße ich den Schiedsrichter der Begegnung, Herrn Kemm und seinen beiden Assistenten. Ein neuer fußballerischer Höhepunkt in Ditzingen steht uns heute bevor. Ausgerechnet im Jahr des 100-jährigen Jubiläums der TSF Ditzingen ist es unserer 1. Mannschaft gelungen, durch den Sieg im WFV-Pokal sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren. An dieser Stelle möchte ich nochmals unserer letztjährigen Mannschaft mit ihrem Trainer Herbert Dienelt für diesen Erfolg danken. Damit ist die TSF Fußballabteilung, nachdem wir in den letzten Jahren in Süddeutschland mit unserer Entwicklung Aufsehen erregt haben, nunmehr erstmalig auf dem nationalen Sportparkett vertreten. Daß uns dies als erstem Verein im Altkreis Leonberg gelungen ist, freut mich für Ditzingen und den Altkreis Leonberg ganz besonders. Mit dem FC Hansa Rostock wurde uns ein schwerer Brocken serviert. Sie erinnern sich sicher noch alle an die Bundesligasaison 91/92, als Hansa Rostock mit einem furiosen Auftakt von 10:0 Punkten die deutsche Fußballszene aufhorchen ließ. Inzwischen ist die Mannschaft ein Spitzenteam der Il. Liga und strebt wieder den Aufstieg in die Bundesliga an. Deshalb sollten die Erwartungen an unsere Mannschaft nicht allzu groß sein. Ich bin jedoch sicher, daß unser Team alles geben wird, um die TSF Ditzingen auf nationaler Ebene würdig zu vertreten. Gerade der DFB-Pokal hat in seiner bisherigen Geschichte schon viele Überraschungen beim Aufeinandertreffen von David und Goliath gebracht. Und warum sollte so eine Pokalsensation nicht auch einmal in Ditzingen stattfinden. Zuletzt möchte ich noch allen, die zur Organisation und Durchführung dieses Spieles beigetragen haben, meinen herzlichen Dank aussprechen. Nun wünsche ich Ihnen liebe Zuschauer spannende 90 oder mehr Minuten „Pokalkrimi“, der Ihnen hoffentlich noch lange in angenehmer Erinnerung sein wird.
Herzlichst, Ihr Eberhard Ruf, – Abteilungsleiter –
Glücklicher Sieg für Rostock
Trotz 0 : 2: TSF Ditzingen in packendem DFB-Pokalspiel mit besseren Chancen – Dowes Solo in der 61. Minute
Das „größte Ereignis in der Ditzinger Fußball-Geschichte“ kündigte Abteilungsleiter Eberhard Ruf im TSF-Info an – und er hatte nicht zu viel versprochen. 2500 Zuschauer erlebten gestern abend im Stadion an der Lehmgrube einen denkwürdigen Pokalfight. Der bis in die Haarspitzen motivierte Oberligist forderte dem Zweitbundesligisten FC Hansa Rostock alles ab, besaß ein halbes Dutzend guter Einschußmöglichkeiten, ehe Gäste-Routinier Jens Dowe nach einer Stunde mit einem unwiderstehlichen Solo der TSF-Abwehr die kalte Dusche verpaßte. Es war ein äußerst glücklicher Sieg für den anfangs pomadig agierenden Favoriten, auch wenn März kurz vor Schluß einen Elfmeter im Nachschuß zum 2 : 0 für Rostock in Andreas Kronenbergs Gehäuse unterbrachte.
„Schade“, meinte Ditzingens Libero Rainer Widmayer mit süß-saurer Miene, „aber es war ein Klasse Spiel von uns. Wenn wir das 1: 0 machen, gewinnen wir.“ Widmayer, nach seiner Sperre rechtzeitig zum Pokal-Hit wieder spielberechtigt, traf den Nagel auf den Kopf. Der Zweitbundesligist von der Ostsee mochte in der ersten Halbzeit vielleicht optisch mehr vom Spielgehabt haben, aber gegen die kompakte und auch im Luftkampfenergische Ditzinger Deckung ließen sich die Schützlinge von Trainer Jürgen Heinsch außer Breitwandfußball herzlich wenig einfallen. Nur einmal kam Kopfball-Spezialist Olaf Bodden frei mit der Stirn ans Leder (43.), doch bis dahin hätten die Ditzinger längst führen können. Die turbulentesten Szenen im Rostocker Strafraum:
6. Minute: Ex-KSC-Profi Ralph Bany „schickt“ den agilen Jürgen Wagner am linken Flügel. Die Flanke bringt der im Strafraum freistehende Markus Ott nicht schnell genug unter Kontrolle und sein Schuß wird abgeblockt.
18. Minute: Kopfball-Chance für Christian Schwinger, doch nicht plaziert genug-der lange Keeper Jens Kunath fängt das Leder.
27. Minute: Marcus Sorg kommt im Zweikampf mit seinem Schatten Gernot Alms zu Fall – astrein war die Aktion des Rostockers auf keinen Fall. Lautstark fordern die TSF-Fans Elfmeter.
30. Minute: Weiterer traumhafter Konter der Ditzinger. Eine Ott-Flanke lenkt Sorg direkt auf Schwinger, dessen Kopfball aber nicht die gewünschte Richtung erhält.
47. Minute: Der Oberligist hat jeglichen Respekt vor dem Zweitligisten abgelegt. Sogar Abwehrchef Widmayer schleicht sich beim Eckball in den Hansa-Strafraum, köpft im Knien – auf der Linie verhindert ein Verteidiger das längst fällig 1:0.
Fußball kann ziemlich hart und ungerecht sein, denn nach 61 Minuten fiel dann das 0:1. Entschlossen marschierte Mittelfeldmann Jens Dowe durch die TSF-Abwehr. Mit einem Flachschuß ließ er Kronenberg keine Chance. Eine ganzbittere Pille für die Gastgeber, die mit unbändigem Pokalehrgeiz von der großen Überraschung geträumt hatten.
Mencin legt Chalaskiewicz an die Kette. So ließ sich Manndecker Alexander Mencin (früher SGV Freiberg) bei seinem Pflichtspieldebüt im TSF-Dreß die Nervosität nicht anmerken. Er legte den Polen Slawomir Chalaskiewicz, zuletzt im Zweitligaspiel hochgelobt ebenso an die Kette wie Uwe Schöler seinen Kontrahenten Bodden, der später ausgewechselt wurde.
Der Biß der Ditzinger imponierte auch Hansa-Trainer Heinsch: „Wenn man, wie wir in der ersten Halbzeit, nur mit 50 Prozent spielen, geht gegen einen so starken Gegner nichts. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr getan und insofern verdient gewonnen“
Den letzten Satz wollte Michael Feichtenbeiner so nicht stehen lassen: „Phasenweise waren wir die bessere Mannschaft und hatten mehr und bessere Chancen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die gemerkt hat, daß sie in der Lage ist, die Ziele, die wir uns in der Oberliga gesteckt haben, zu erreichen“ Nach dem 0:1 durfte zur Abwechslung Torwart Kronenberg glänzen, als Weilandt schoß (72.) und dem cleveren Dowe fast ein zweites Solo geglückt wäre (77.). Bei dem von ihm selbst verschuldeten Elfmeter wehrte Kronenberg bravourös ab, im Nachschuß hatte März dann keine Mühe.
Erstaunlich, daß die Gastgeber sogar noch die Kraft zu einem Endspurt hatten – Pokalmotivation pur. Feichtenbeiner hoffte, daß „uns Kahraman Erdin, letzte Saison unser Pokalheld, in die Verlängerung bringt“ Das 1:1 hatte dann in der 80. Minute Sorg auf dem „Schlappen“, als Mencin flankte und der TSF-Stürmer aus wenigen Metern das Ziel verfehlte. Es wäre zu schön gewesen.
Aber auch so sangen die Fans nach dem Schlußpfiff begeistert: „Heja, heja, TSF!“ Bei der Pressekonferenz gab es einen Andrang wie noch nie. Es war wirklich der bisher größte Tag in der Ditzinger Fußball-Geschichte.
Bericht aus der Fußball-Info TSF Ditzingen Extra Seite 58 (1993/1994), aus “Ludwigsburger Kreiszeitung”
TSF Ditzingen hielt gestern abend im DFB-Pokal vor 2.000 Zuschauern gegen Hansa Rostock prächtig mit
0:2 – TSF beherrschte Pokalfight eine Stunde
Gut gespielt, wacker gekämpft und zumindest eine Stunde lang das klar bessere Team – Die TSF Ditzingen haben sich gestern abend im DFB-Pokalspiel endgültig aus alten Fesseln freigeschwommen. Zwar verlor das Team von Trainer Michael Feichtenbeiner gegen den favorisierten Zweitligisten Hansa Rostock mit 0:2 (0:0) Toren, doch von einem Klassenunterschied war in der hochklassigen Pokalbegegnung zu keinem Zeitpunkt etwas zu spüren. Im Gegenteil: Bis zum unglücklichen Gegentreffer in der 60. Minute durch Rostocks Besten, Jens Dowe, waren die Gastgeber eindeutig die tonangebende Mannschaft. Was fehlte, war letztlich die Abgeklärtheit im Abschluß, die man zum Erfolg nun einmal braucht. Dennoch dürfte Trainer Feichtenbeiner den Fans am Ende der 90 Minuten aus der Seele gesprochen haben: „Ich bin stolz auf meine EIf, das war die mit Abstand beste Saisonleistung!“
Dabei hatte Stadionsprecher Klaus Wichert, der gestern seinen 60. Geburtstag feierte, schon vor Beginn eine Hiobsbotschaft verkünden müssen: TSF-Kapitän Andreas Bross war am Nachmittag am Blinddarm operiert worden und folglich nicht mit von der Partie. Für den erkrankten Spielmacher rückte Markus Lösch, zuletzt als Libero mit tadelloser Leistung, ins Mittelfeld. Rainer Widmayer übernahm wieder den Liberopart. Zwei „Neue“ auch auf den Verteidigerpositionen: Sowohl der Ex-Freiberger Alexander Mencin, der dem Rostock-Goalgetter Chalaskiewicz keine Sekunde aus den Augen ließ, als auch der junge Ralf Hirsch, der anstelle des verhinderten Joachim Cast zum ersten Mal über die volle Distanz spielte, machten ihre Sache glänzend.
Die Ditzinger begannen gegen den Favoriten abgeklärt und solide und hatten auch die ersten Chancen: Markus Ott vergab aber nach einer schönen Kombination über Bany, der Wagner steil geschickt hatte, zunächst knapp aus zehn Metern (6. Minute). Zehn Minuten später war es wiederum Ott, der einen Distanzschuß über das Gehäuse schoß. Die Gäste aus dem hohen Norden blieben den Beweis ihrer Klasse lange schuldig. Ihr Spiel wirkte zwar routiniert und abgeklärt, schöne Kombinationen oder gar Torchancen waren aber nicht zu sehen. So waren bereits 20 Minuten gespielt, ehe Persigehl, der später verletzungsbedingt ausgewechselt wurde, das erste (und einzige) Mal gefährlich vor Andreas Kronenberg auftauchte: seine Direktannahme vor dem Tor verirrte sich aber im Himmel über der Lehmgrube.
Bis zum Seitenwechsel ergaben sich für die Gastgeber noch zahlreiche Möglichkeiten, in Führung zu gehen. So schickte Lösch mit einem schnell ausgeführten Freistoß die TSF-Spitze Sorg auf die Reise, der wurde von Alms elfmeterreif gehakelt, doch der Pfiff des Schiris blieb aus (27.). Eine herrliche Kopfballstaffette im 16er fand ebenso wenig den Weg ins Tor (30.) wie die Grätsche von Sorg, der eine Bany-Flanke nicht verwerten konnte (43.). Torchancen auf der Gegenseite? Wie gesagt: Fehlanzeige.
Im zweiten Abschnitt setzte sich das gleiche Spiel fort: Ditzingen machte Dampf, Rostock spielte verhalten. Nach einer Stunde hatten die heimischen Fans dann den Torschrei auf den Lippen: Doch Lösch, der von Sorg urplötzlich freigespielt war, scheiterte knapp. Entsetzen und Torjubel dafür unmittelbar danach auf der anderen Seite: Jens Dowe war durch die Ditzinger Reihen marschiert und schob den Ball völlig unbedrängt an Kronenberg vorbei über die Linie – 0:1, alle TSF-Träume waren mit einem Schlag zerplatzt.
Zwar steckte das Team auch danach nicht auf, für Wagner brachte Feichtenbeiner „Joker“ Erdin (63.) und für den etwas unglücklich spielenden Ott Christoph Habermann, doch der Ausgleich gelang nicht mehr. Unmittelbar vor dem Schlußpfiff sorgte der Zweitligist sogar noch für eine Resultats Verbesserung: den fälligen Elfmeter, den Kronenberg per Foulspiel verschuldet hatte, parierte der Keeper zwar noch, gegen den mächtigen Nachschuß des Schützen Heiko März war aber auch der machtlos. Ein Pokalfight, wie man ihn sich gewünscht hatte, war entschieden.
Bericht aus der Fußball-Info TSF Ditzingen Extra Seite 58 (1993/1994), aus “Leonberger Kreiszeitung”
Gegnervorstellung: Pokalspielgegner FC Hansa Rostock
Gründungsjahr: 28. Dezember 1965 Präsident: Gerd Kische Vizepräsident: Helmut Hergesell Schatzmeister: Michael Quandt Geschäftsführer: Dr. Fred Luschas Vereinsarzt: Dr. Frank Bartelt Physiotherapeuten: Frank Schneller, Erhard Dedlow Stadion: Ostseestadion (25.000 Plätze) Vereinsfarben: bläu-weiß Mitglieder: 350 Sportarten: Fußball Anschrift: Kopernikusstraße 17 a, 18057 Rostock |
Die bisherigen FB-Pokalteilnahmen 1992/93: 1993/94: |
Spielerkader 1993/94 Hoffmann, Daniel 27.10.1971 Alms, Gernot 07.10.1962 Dowe, Jens 01.06.1968 Bodden, Olaf 05. 05.1968 |
Abgänge: Zugänge: |
Aufstellung TSF Ditzingen:
Startelf Ø-Alter: 25,07
Torwart: | Andreas Kronenberg |
Abwehr: | Ralph Bany, Ralf-Markus Hirsch, Alexander Mencin, Christian Schwinger, Jürgen Wagner, Rainer Widmayer |
Mittelfeld: | Markus Lösch, Markus Ott, Uwe Schöler |
Sturm: | Marcus Sorg |
Ersatzbank TSF Ditzingen:
Kahraman Erdin, Christoph Habermann
Trainer: Michael Feichtenbeiner
Wechsel TSF Ditzingen:
Kahraman Erdin für Jürgen Wagner (64.)
Christoph Habermann für Markus Ott (87.)
Aufstellung FC Hansa Rostock:
Startelf Ø-Alter: 28,5
Torwart: | Jens Kunath |
Abwehr: | Gernot Alms, Timo Lange, Heiko März, Carsten Sänger, Marco Zallmann |
Mittelfeld: | Hilmar Weilandt, Jens Dowe |
Sturm: | Slawomir Chalaskiewicz, Olaf Bodden, Stefan Persigehl |
Ersatzbank FC Hansa Rostock:
Juri Schlünz, Irsen Latifovic
Trainer: Jürgen Heinsch
Wechsel FC Hansa Rostock:
Juri Schlünz für Stefan Persigehl (46.)
Irsen Latifovic für Olaf Bodden (74.)
Tore:
0:1 Jens Dowe (61.)
0:2 Heiko März (90.) (Foulelfmeter)
Karten: –
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Uwe Kemm (Ubstadt-Weiher)
Stadionzeitung Seite 1: